befremdlich und irgendwie verrückt

 

 

 

 

 

 

Eigenartig war das immer, und ist es
auch heute noch ein wenig
wenn ich mich in einem dreiteiligen Spiegel betrachte

 

Die Eltern meiner Freundin hatten so ein  Riesending
also, einen dreiteiligen Spiegel  in ihrem Schlafzimmer
den durften wir Teenies immer benutzen

 

 

francine van hove

 

 

wenn wir uns für unsere 
selbst einstudierten  Theatervorführungen

 

drück da

 

 oder für unsere diversen Shows die wir inszenierten, aufputzten

 

Ich war mir fremd im Spiegel

 

Nicht wegen der Masken und Kostüme die wir anlegten
es war die nackte, noch ungeschminkte
Profilansicht oder die Rückenpartie
der ich ansichtig wurde, die das Erkennen minderte
Ich weiß nicht wieso das so war (und noch ist)
 wahrscheinlich liegt es aber nur am anderen Blickwinkel
 den ich auf diese Art von mir gewann

 

Manchmal, wenn ich in einer Umkleidekabine stehe
(wenn diese  mehrfach verspiegelt ist) 
und ich mich unerwartet von hinten oder seitlich sehe
erschrecke ich  für einen kurzen Moment
es ist mir dann, als stünde wer Fremder in meiner Kabine
und bin dann oft nahe daran
diesen Eindringling (also mich) zu ermahnen

 

Noch mehr irritiert mich aber meine Stimme
als ich mich zum Beispiel das ersten Mal in einem Video sah
also, in einer ganz normalen Alltagssituation gefilmt wurde
war das ebenfalls überaus befremdlich für mich 
ich fand irgendwie keinen richtigen Bezug
zu der Person die ich da sah
aber dann auch noch die eigene Stimme zu hören
setzte dem Fass die Krone auf

 

Ich erkannte meine eigene Stimme nicht
war ganz perplex und irritiert, fragte
wer denn da so komisch spricht
das kann doch unmöglich ich sein
alle anderen im Video hören sich doch auch
gaaaaaanz normal an, so wie immer eben
die hatten für mich alle
einen ganz normalen  Wiedererkennungswert

 

Verrrückt ist das – irgendwie
@zartgewebt

 

Bildquelle: Francine van Hove

 

 

 

11 Antworten auf „befremdlich und irgendwie verrückt

  1. grossartig in worte gefasst und sehr schöne bilder noch dazu.
    mein kommentar ist jetzt und hier nur aufs gesicht bezogen.

    ein besonderer beitrag, speziell in WP, wo kaum jemand ein echtes gesicht zeigen mag.
    sich selbst im spiegel zu betrachten, unerwartet erschrecken, vor einem unbekannten, anderen gesicht?
    kann in der fremde passieren. sogleich einige selfies und mit einem lächeln fortgewischt, ein lächeln, das lügt.
    jedes gesicht kann unter ungünstigem licht schlecht aussehen, mit optimalen mitteln, reif für ein titelbild?

    ob in anderen augen ein hauch von vertrautheit möglich wird, ist allemal besser als fremd zu erscheinen.
    in medien täuscht uns jenes automatische, professionelle lächeln, gaukelt uns eine heile welt vor, die es so nie gab, nicht gibt, nicht geben wird. man weiß nur, daß echte schönheit gar nicht so selten ist.
    mensch kann täglich der schönheit begegnen, es braucht offene augen, ruhige momente, stille -, ohne eile.

    ( sprüche aus der werbung reduzieren dieses thema auf verkaufsfördernde images, also besser ohne zitat ).

    Gefällt 4 Personen

    1. Danke, Dietmar, und ja, das hast du fein erkannt, in den Medien, auf Fotos, Selfies etc., die Mimik ist da meist gestellt, gibt nicht das wieder, was ist. Selbst fotografiere ich andere ja gerne aus dem „Hinterhalt“, nämlich so, dass sie es gar nicht merken … 😉
      Auf WordPress bzw. überhaupt im Internet beim Bloggen (bin ja weder auf F.book noch auf Ins.tagram …etc.) zeige ich zwar nicht mein Gesicht (bis auf einen winzig kleinen Ausrutscher bei Zartes *BEISS ZU*) wahre aber auch nicht mein Gesicht, zeige mich beim Schreiben „nackt“.

      Gefällt 3 Personen

      1. nackt, immer, auch dann, ob mein ICH oder mein EGO spricht, rational verfremdet. eine metamorphose der seele. es ist kein wesentlicher unterschied zwischen innenwelt und äusserem anblick, ein gesicht, eine kurze drehung, noch einen moment lang, schon nicht mehr das, was nicht ohne weiteres verständlich ist – wenn die sprache der wörter verwirrt, es gehört alles zusammen – zeitlos auch dann noch, wenn etwas verloren zu gehen scheint, das staunen ist immer da, der anblick ist ebenso trügerisch wie der wortlaut. ich habe nichts zu verbergen, bin oft glücklicher als es den anschein hat – unbefangen selbst dann noch, wenn ich nicht raus kann, aus meiner haut.

        Gefällt 2 Personen

  2. Wie gut ich das kenne und wie oft habe ich mich schon für mich selbst geschämt, weil ich eben unmöglich so komisch reden kann und mich auch niemals so merkwürdig bewege. Vielleicht hat Eva Adam ja keinen Apfel gegeben, sondern einen Spiegel?

    Gefällt 4 Personen

    1. Ha ha, musste gerade soooo lachen, denn eigentlich wollte ich heute früh diesen Eintrag von mir wieder löschen, fand ihn, na ja, kam mir ein bisschen blöd vor das Ganze. Aber jetzt, wo ich sehe, dass es anderen auch so geht wie mir, ich nicht allein mit dieser Merkwürdigkeit dastehe, ist mir doch um einiges leichter 😉 Danke für deine Offenheit, castorp.

      Gefällt 2 Personen

  3. Das sehen im Spiegel ist nicht das Problem, sondern eher die Stimme. Ich weiß, wie ich klingen, denn mein Bruder hat die gleiche Stimme. Oha, da denke ich manchmal, es wäre besser, er würde nichts sagen. 😳

    Gefällt 1 Person

    1. Mit dem mich Sehen im Spiegel habe ich ja generell auch kein Problem, Heaven, es ist ja nur dann, das ich mich erschrecke, wenn ich darin zum Beispiel meinem Profil oder meiner Rückenansicht gewahr werde, aber auch nur dann, wenn ich nicht gezielt oder gewollt schaue sondern dies eher zufällig passiert. Wie eben schon berichtet in der voll bespiegelten Umkleidekabine, ich bückte mich, um die langen Stiefel von meinen Füßen zu streifen und da sah ich mich dann zufällig in einem der Spiegel von hinten. Ich bin soooo erschrocken, dachte mir, was will diese fremde Frau hier in meiner Kabine, was hantiert die da an meiner Wäsche ….???? ;-o War sehr verwirrend das. *lach*

      Wieso weißt du, dass du wie dein Bruder klingst, selbst hört man sich ja ganz anders?

      Als meine Schwester starb und mich meine Mutter dann ein paar Tage danach mal zuhause anrief,
      fiel ich aus allen Wolken, sie hörte sich nämlich genauso an wie meine Schwester. Ich war so perplex, dass ich meine Mutter mit dem Namen meiner Schwester ansprach und sie ganz baff fragte, wo sie denn jetzt nur so plötzlich herkomme ….

      Gefällt 3 Personen

  4. Schauen wir uns von außen an, so sind wir ganz anders, als aus der Innenansicht (ich. z.B., bin viel größer und eindrucksvoller, schöner auch und ewig jung. Von innen her. Aber auch das nicht immer…). Wir können uns davor drücken, in keinen Spiegel blicken, kein Foto und keine Tonaufzeichnungen zulassen wollen, oder uns dem stellen, dass wir vielleicht jemand ganz anderer sind, als wir, von innen her gesehen, sein wollen.
    Meist ein wenig bescheidener.
    Also gut, auf ins Panoptikum, da, wo die Zerrspiegel hängen!

    Gefällt 1 Person

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