Ich fühlte mich schuldig, anno dazumal,
bin meiner Verantwortung nicht nachgekommen.
Es passierte im Sommer, meine Eltern fuhren
ohne uns Kinder für ca. zwei Wochen in die Berge.
Unsere Aufgabe war es, uns um den
riesigen Garten zu kümmern und Sorge zu tragen
für unsere Haustiere, wie den Hasen, Gänsen,
Kanarienvögeln, etlichen Katzen,
den Meerschweinchen, dem Hund.
Wir drei Geschwister
(mein Bruder 24, meine Schwester 20
ich so ca. 17 Jahre alt)
teilten uns die Arbeit auf,
wechselten aber ab und zu die Aufgaben,
wir agierten eben halt danach,
wer gerade Zeit für was hatte, waren wir doch viel auf Achse,
des Öfteren mit unseren jeweiligen Freunden unterwegs
bzw. nächtigten wir vereinzelt
dann und wann mal auch außerhalb.
Na ja, und eines Tages fiel mir auf,
dass der Hund, der Petzi, immer weniger fraß
er sehr apathisch auf mich wirkte,
zudem wälzte er sich manchmal untertags
auf dem im Keller befindlichen Kokshaufen,
auf den er durch das bodennahe,
offenstehe Kellerfenster spielend leicht gelangte
(der gebunkerte Koks reichte bis an das Fenster).
Ich erzählte meinen Geschwistern davon, doch
irgendwie stieß ich auf taube Ohren bei ihnen,
waren sie doch zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
Ich war das auch.
Ja, auch ich nahm die Sache nicht sonderlich ernst,
war mit meinen Gedanken und natürlich auch körperlich
oft bei meinem Liebsten, zudem fraß der Hund
immer wenig, wenn meine Eltern mal ein paar Tage
außer Haus waren, wir Kinder ihn zu füttern hatten
oder sich gar irgendwelche Nachbarn
um den Hund kümmerten,
wenn wir als geschlossene Familie verreisten.
Ja, und dann kam er, dieser Tag,
die Heimreise meiner Eltern stand an.
Es war Wochenende, und wir drei Geschwister
waren alle unterwegs, als meine Eltern eintrudelten.
Ich kam als erste nachhause, mein Liebster
brachte mich mit dem Auto, also
nicht direkt vor die Türe, denn er ward
nicht so gerne gesehen, war er doch über
zehn Jahre älter als ich und ich hielt deswegen
meine Beziehung zu ihm
mehr oder minder vor meinen Eltern geheim.
Nun, mein Vater saß ganz alleine in der Küche,
und mir fiel auf, dass er einen ganz sonderbaren Ausdruck
in den Augen hatte, er wirkte traurig auf mich
und irgendwie verstört.
Selbst war ich auch noch irgendwie verstört,
den ich war zuvor ja
mit meinem Lover und ein paar Freunden im Kino.
Wir sahen einen Zombie-Film und der
wirkte immer noch auf mich ein,
hatte ich doch zuvor nie dergleichen gesehen,
musste das erst noch langsam verdauen.
Ich fragte meinen Vater was denn los,
wo denn Mutter sei, doch er antwortete nur knapp
und fast tonlos:
” Hinter dem Haus, mit dem Hund.”
Ja, und dann wurde ich dem gewahr, was geschehen war.
Meine Mutter heulte, den Hund hatte sie auf dem Schoß,
da lag auch noch eine Schere und ein Büschel Hundshaare.
Ich schaute den Hund und presste mir
sogleich beide Hände vor den Mund um nicht loszuschreien
um mich nicht zu übergeben.
Aus einem riesigen Loch auf der Seite, das da aufklaffte
quollen Maden, die meine Mutter wieder und wieder
mit den Fingern aus der Wunde strich
und so versuchte, diese so halbwegs
von dem Ungetier zu säubern.
Der Tierarzt meinte dann später,
(der Hund wurde komplett geschoren
und… und… und
es heilte aber alles wieder prächtig ab)
dass die Wunde von einer Schrotkugel
herbeigeführt worden wäre.
Ich war zutiefst beschämt,
fühlte mich schuldig
ob meiner Unachtsamkeit
ob des Leid des Hundes
@zartgewebt
Bildquelle: alle aus dem Netz
Gefällt mir Wird geladen …